Neurowissenschaftler auf der ganzen Welt waren lange Zeit der Meinung, dass das Hören der Sonate in D-Dur für zwei Klaviere von Wolfgang A. Mozart führt zu einer Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens. Auslöser für die Aufregung war ein Experiment von Neurowissenschaftlern der Universität von Kalifornien aus dem Jahr 1993, die Studenten verschiedene Aufnahmen vorspielten und sie anschließend dreidimensionale Objekte aus Papier zusammensetzen ließen. Am besten schnitten die Studenten bei dem Test ab, nachdem sie die Klaviersonate gehört hatten.
Obwohl die Wirkung des Effektes nach nur 15 Minuten aufhörte, setzte das Forschungsteam von Frances Rauscher seine Untersuchungen fort, diesmal an Ratten. Mozart konnte die Fähigkeit der Ratten verbessern, sich aus dem Testlabyrinth zu befreien, und sogar die Ratten, die die Sonate noch im Körper ihrer Mutter kennengelernt hatten, konnten die Aufgabe bestehen.
Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Experiments wiesen die Autoren selbst auf die Notwendigkeit weiterer Tests hin und wollten die Wirkung anderer Musikwerke auf kognitive Fähigkeiten untersuchen. Doch die Sensation um den Mozart-Effekt war bereits da und konnte nicht mehr aufgehalten werden. Der damalige Gouverneur des US-Bundesstaates Georgia ordnete sogar an, dass jede frischgebackene Mutter vom Staat eine CD mit klassischer Musik bekommen soll.
Es wurden weitere Experimente durchgeführt, aber keine der Studien konnte die Ergebnisse der ursprünglichen Untersuchung zuverlässig bestätigen, weshalb sie von allen Seiten heftig kritisiert wurde. Der legendäre Mozart-Effekt hat es sogar auf den sechsten Platz der größten Mythen der zeitgenössischen Psychologie geschafft. Den Spitzenplatz unter den größten Mythen belegt übrigens die bekannte Theorie, dass wir nur 10 Prozent unserer Gehirnkapazität nutzen.
Der Einfluss der Musik ließ die Wissenschaftler jedoch nicht schlafen und sie beschlossen, ihn genauer zu untersuchen. Der Neurowissenschaftler Sylvain Moreno vom Rotman Research Institute in Ontario, Kanada, hat herausgefunden, dass Musik generell die Denkprozesse im Gehirn beschleunigt und sich auch positiv auf die Sprachfähigkeit von Kindern auswirkt. Das Geheimnis soll in der Ähnlichkeit zwischen den Klängen von Musikinstrumenten und der menschlichen Sprache liegen. Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass das menschliche Gehirn keinen großen Unterschied zwischen musikalischen und verbalen Informationen macht.
Können junge Musiker in der Schule von dieser Fähigkeit profitieren? Auch dieses Rätsel ist nun endgültig gelöst. Das Forschungsteam von Martin Guhn an der UBC in Vancouver, Kanada, untersuchte mehr als 112.000 Schulkinder, von denen 13 % sich einer Musikaktivität widmeten. Diese Gruppe schnitt in verschiedenen Fächern wie Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften besser ab als andere.
Das Ergebnis bestätigt eine interessante Verbindung. Schülerinnen und Schüler, die sich intensiver mit Musik beschäftigten, hatten bessere Noten als andere. Der positive Effekt war besonders ausgeprägt bei Schülern, die ein Musikinstrument gespielt hatten. Das Singen allein hatte keine signifikanten Auswirkungen auf die Schulleistungen.
Der positive Einfluss der Musik auf das Kind ist in jedem Alter zu beobachten. Als erstes kann das Kind ein Schlaginstrument ausprobieren. Schon ein Vorschulkind hat ein natürliches Rhythmusgefühl entwickelt, und einfache, spielzeugähnliche Instrumente sind ein idealer Einstieg in die Welt der Musik.
Mit Instrumenten, die eine komplexere motorische Koordination erfordern, kann das Kind im Alter von 3 bis 5 Jahren beginnen. Ein idealer Einstieg sind Tasteninstrumente mit verkleinerter Tastatur. Sie sind voller lustiger Klänge, leicht, einfach zu bedienen und ihre Vielseitigkeit kann als gute Grundlage für die spätere Beherrschung anderer Instrumente dienen. Klassische Gitarre, Blockflöte oder Geige erfordern bereits ernsthafteres Üben unter Aufsicht eines Musiklehrers. Bei Saiteninstrumenten, insbesondere bei Gitarren, sollte ein Kind im Alter von 6 bis 9 Jahren immer noch verkleinerte – Viertel-, Halb- oder Dreiviertel-Versionen dieser Instrumente spielen. Immer beliebter bei Kindern werden Schlaginstrumente oder Ukulele.